Die Verehrung des hl. Arbogast hat in Vorarlberg lange Tradition. An drei Orten wird der Heilige bis heute verehrt, nämlich in Rainberg (Pfarre Übersaxen), in Lauterach und in der nach ihm benannten Kirche St. Arbogast in Götzis. An diesem letzteren Standort entwickel – te sich eine ganz besondere Verehrung, die im 17. Jahrhundert zur Entstehung einer nach dem Heiligen benannten Bruderschaft führte.

Zur Geschichte der Kirche St. Arbogast

In einem Stiftungsbrief des FrühmesserBenefiziums in Götzis wird der Bau 1473 erstmals als „Sankt Arbogast in der Klaus“ genannt. Damals wurde verfügt, dass „an allen Dienstagen und Samstagen, wenn nicht auf diese Tage ein Fest fällt oder ein Jahrtag an denselben gehalten werden soll, zu St. Arbogast Messe gelesen“ werden soll. Das Patrozinium St. Arbogast wird urkund – lich auch in einem Erlass vom 20. April 1475 ausdrücklich erwähnt: „Primissaria perpetua Ecclesiae parochialis in Goezis et Capellae S. Arbogasti in der Clauß“. Die älteste bekannte historische A n – sicht der Kirche findet sich auf dem Bild des Altares, der heute in der südlichen Außenkapelle von St. Arbogast aufge – stellt ist (siehe Seite 10). Die Darstellung stammt aus dem Jahr 1595 und zeigt das kleine Kirchlein zwischen den Burgen Neu-Montfort und Neuburg. Schon im 16. Jahrhundert scheint die Kirche ähnliche Ausmaße wie das heutige Bauwerk gehabt zu haben. An ein größeres Langhaus mit Satteldach schloss im Osten der Chor mit dem an der Nordseite gelegenen Turm an. In den 1980er Jahren konnte im Zuge archäologischer Grabungen die unter dem heute gotischen Chor liegende ältere romanische Rundapsis freigelegt werden. Vermutlich stammt auch das Langhaus im Kern noch aus der Roma – nik. Letzteres erhielt im frühen 18. Jahr – hundert eine barocke Neuausstattung (bemalte Kassettendecke und Einzug der Empore). Den Abschluss dieser Arbeiten markiert das Jahr 1721, in dem urkund – lich vier Altäre geweiht wurden.

Gründungslegende

Die Geschichte des Bauwerks ist eng mit der Geschichte des hl. Arbogast verbunden. Der Legende nach soll die heutige Kirche St. Arbogast in Götzis auf eine Stiftung des fränkischen Königs Dagobert II. und seiner Gemahlin Mechtilde im 7. Jahrhundert zurückge – hen. König Dagobert hätte die Kirche aus Dankbarkeit für die wundersame, auf Fürsprache des hl. Arbogast erfolgte Auferweckung seines bei einer Eber – jagd ums Leben gekommenen Sohnes Sigisbert errichten lassen. Dabei soll der Bau genau in jenem Waldstück im Klauserwald erbaut worden sein, in dem der hl. Arbogast der Tradition nach eine Zeit lang als Einsiedler gelebt hat. Dies widerspricht zwar einer anderen Deutung, wonach es sich bei diesem auch als „Heiliger Forst“ bezeichneten Wald vielmehr um ein bereits von Einsiedlern bewohntes Waldstück nahe der Stadt Hagenau im Elsass gehandelt haben soll. Dies war aber für die Entstehung und Einführung des St. Arbogast Kultes in Vorarlberg von zentraler Bedeutung. Historisch gesehen ließe sich wohl am ehesten vermuten, dass die Stiftung der Kirche im Zusammenhang mit einer Visitationsreise des hl. Arbogast als bischöflicher Begleiter des merowingischen Königs Dagobert II. steht, bei der der Heilige auch den heutigen Ort St. Arbogast aufgesucht hat.

Frühes Wallfahrtswesen

Schon vor der Gründung der Bruderschaft St. Arbogast im Jahr 1661 war das kleine Kirchlein Ziel von Wallfahrern, die dem Kirchenpatron hl. Arbogast ihre Bitten und Anliegen vorbrachten. Zum Dank für Gebetserhörungen wurden von den Gläubigen seit jeher Bild- und Votivtafeln in Auftrag gegeben, die das jeweilige wundersame Geschehen zeugnishaft dokumentierten. So nimmt die Inschrift auf dem Altar im südlichen Kapellenanbau auf eine solche Gebetserhörung Bezug.

Altarstiftung der Familie Bratz

Im Jahr 1595 war ein italienischer Reisender namens Gabriel Bratz von Räubern und Mördern überfallen worden, auf Anrufung des hl. Arbogast allerdings auf wundersame Weise errettet worden: „Anno 1595 ist Gabriel Bratz von Vigeco Auß maÿlandischem Gebiet verraißet Aber ungefähr vnder file mörder gefallen Aber durch fürbitte des Heiligsten Arbogast erlediget vnd die mörder Alß Erstarendte Al da gestanden.“ Als Dank dafür stiftete er für die Kirche St. Arbogast einen Altar, der im Hauptbild die Verkündigung und Krönung Mariens zeigt. Sich selbst ließ er auf der Mensa kniend vor dem Kruzifixus und in Anwesenheit des hl. Arbogast darstellen. 1657 ließ sein Enkelsohn Markus Bratz diesen Altar von dem im Auftrag des Grafen Caspar von Hohenems tätigen Hofmaler Lienhard Werder renovieren („Al da weitters hatt der Ehrenvest vorgeachte H[err] Marcus Bratz vo[n] Vigeco desen ob gemelten H[err] Gabrielen Enckhlein die Taffel vnd Gantze Bild Erneweren Lassen im seinem Aigen Costen“) und auch zwei Wappen mit den Initialen seines Großvaters „G B“ und seinen eigenen Initialen „M B“ im unteren Bildfeld anbringen. Lienhard Werder hinterließ seine Initialen und die Jahreszahl 1657 in der Bodenfläche unterhalb der Darstellung des Verkündigungsengels.

Der „wundersame Stein“ von St. Arbogast

Dem hl. Arbogast wurden als Bischof von Straßburg viele Wunderheilungen, darunter insbesondere die Heilungen von Lahmen und Gichtbrüchigen, zugeschrieben. Deswegen riefen ihn vor allem Kranke mit Fußleiden um Hilfe und Heilung an. In Analogie zum wundersamen Stein des hl. Fridolin in  Rankweil findet sich auch in St. Arbogast ein solcher Heil bringender Stein vor der Andachtskapelle am Außenbau des südlichen Langhauses (Abbildung 5). Der Legende nach soll der hl. Arbogast so lange auf diesem Stein kniend gebetet haben, dass er schließlich seine Spuren darin hinterlassen hätte. Vielmehr ist jedoch davon auszugehen, dass die eigentümlichen Vertiefungen das Ergebnis eines eiszeitlichen Gletscherschliffes sind. Spätestens im 17. Jahrhundert entstand der Brauch, dass Fußleidende in diese „wunderbar“ entstandenen Steinlöcher hinein knieten, um durch die Berührung mit diesen Kniespuren durch Gottes Kraft und auf Fürbitte des hl. Arbogast Heilung zu erlangen. Zurück gelassene Krücken in einer Nische oberhalb der Kapelle am südlichen Langhaus und im Vorzeichen erinnerten früher daran, dass viele Kranke Heilung gesucht und gefunden hatten. Im Volksmund hieß es weiters, dass der hl. Arbogast auch Gebete um einen Ehemann erhöre: „Heiliger Arbogast, gib mir, was du hast, ob mager oder feist, wenn es bloß Mändle heißt.“ Auf diesen alten Brauch und auch andere „wundersame Heilungen“ verweisen die große Bildtafel aus dem Jahr 1651 und die vielen von Erretteten gestifteten Votivtäfelchen, von denen die älteste erhaltene in das Jahr 1654 zurückreicht.